Liebe Arthouse Kino-Gäste
Zum zweiten Mal in Folge können wir auch dieses Jahr nicht auf die Strasse, um am Frauentag zu feiern, was schon erreicht wurde und zu demonstrieren gegen das, was noch im Argen liegt.
An der diesjährigen Golden Globe Verleihung wurde die 38-jährige Chinesin Chloé Zhao mit ihrem Film „Nomadland“ zur besten Regisseurin gekürt, erst die zweite Frau, die diesen Preis erhält in der 78-jährigen Geschichte der Golden Globes. Die erste Frau war vor 37 Jahren Barbara Streisand mit „Yentl“.
Am Beispiel der Schweizer Fernsehfrau Sylvia Kubli, geboren vor 85 Jahren, zeigt sich, dass auch hierzulande der Weg für Frauen in der Regie steil und steinig war. Ursprünglich wollte sie Theaterregisseurin werden und fing mangels einer Ausbildungsmöglichkeit unter dem damaligen Schauspielhausdirektor Oskar Wälterlin als 2. Regieassistenz an. Als dieser starb und sein Nachfolger keine Frauen in der Regie wollte, bewarb sich Sylvia Kubli Anfang der 1960er Jahre beim noch jungen Schweizer Fernsehen als Regieassistentin. «Es kann ja nicht sein, dass eine Frau Männern Anweisungen gibt, wie sie etwas zu tun haben», hiess es damals, deshalb fing sie als freie Mitarbeiterin im Script an. Durch eine glückliche Fügung und mit Hilfe einer Vorgesetzten bekam Sylvia die Chance, bei einer Kindersendung Regie zu führen. Sie machte ihre Sache gut und das war für sie - als eine der ersten Frauen in der Regie beim Schweizer Fernsehen überhaupt - der Einstieg für eine lange Karriere in ihrem Traumberuf als Regisseurin. Bis sie jedoch im Team akzeptiert wurde, musste sie manche Grobheit parieren, viele Sprüche überhören und sich doppelt anstrengen, besser vorbereitet sein als ihre männlichen Kollegen. Sylvia Kubli ist eine der vielen Wegbereiterinnen für ein modernes und selbstbestimmtes Frauenbild, das wir heute als selbstverständlich ansehen.
In unserer heutigen Filmauswahl möchten wir drei grundverschiedene Werke von drei Regisseurinnen vorstellen, die uns mit ihren Geschichten fesseln, verzaubern und zum Lachen bringen.
Mit «The Perfect Candidate» zeigt Haifaa al Mansour eine mutige saudiarabische Ärztin zwischen strenger Tradition und vorsichtiger Emanzipation in der patriarchalen Umgebung ihres Heimatlandes.
In einer so lieblichen wie rauen Jura-Landschaft angesiedelt, erzählt Bettina Oberli mit «Le vent tourne» eine universelle Geschichte über eine selbstbestimmte Frau, Sehnsucht, Verantwortung und die Fragilität von Lebensentwürfen.
Blandine Lenoir nimmt uns in der erfrischenden, herzerwärmenden Komödie «Aurore» mit in das Leben einer Frau im besten Alter, die sich nicht unterkriegen lässt.
«Sisterhood is powerful»
Herzlichst

|