Berlin vs. Amazon diskutieren online über Pro und Kontra des Konsumstreiks gegen den Tech-Konzern
Die Ankündigung von Amazon, 2024 in das derzeit im Bau befindliche Hochhaus an der Warschauer Brücke einziehen zu wollen, hatte die Bildung der Protestkoordination Berlin vs. Amazon zur Folge. Bizim Kiez ist von Anfang an daran beteiligt.
Die Beziehung zwischen Bauprojekten mit Gentrifizierungswirkung und Big Tech wird in Berlin seit den erfolgreichen Protesten gegen den Einzug Zalandos in den Neubau auf der Cuvry-Brache, und vor allem gegen den Google Campus im Umspannwerk an der Ohlauer Straße kritisch thematisiert. Insbesondere Amazon stellt ausserdem das Paradebeispiel für eine besonders gesellschaftsfeindliche Unternehmenskultur dar, die sich mit der Dominanz von Big Tech in der Weltwirtschaft – und auch in der städtischen Wirtschaft Berlins – zu etablieren droht.
Mit Systemrelevanz zur Monopolstellung - auf wessen Kosten?
In seinem Streben nach der Schließung des Marktes im Onlinehandel, also einem de-facto Monopol, treibt der Konzern die Konsumkosten für die Nutzer*innen seiner Handelsplattform nach unten, und die sozialen sowie ökologischen Kosten für die Bereitstellung der bestellten Produkte nach oben. Zuletzt hat sich das in der Corona-Krise gezeigt: bestärkt durch die schlagartige Systemrelevanz des Onlinehandels setzte Amazon zur Expansion an - auf Kosten seiner Angestellten, die an vielen Standorten in den USA und Europa wegen mangelnder Schutzmaßnahmen gegen das Virus protestieren, klagen und streiken. Auch in Deutschland hat es Corona-Ausbrüche in Amazon-Logistikzentren gegeben. In einem polnischen Logistikzentrum starb eine Arbeiterin an den Folgen einer Infektion.
Das Geschäftsmodell Amazon als stadtpolitisches Thema
Das Verhältnis zwischen dem Einkauf auf der Amazon-Plattform und den Arbeitsbedingungen in den angeschlossenen Lieferketten hat auch eine stadtpolitische Dimension. Während die Logistik- und Warenzentren des Konzerns ausserhalb der Städte in sub-urbanen und ländlichen Gegenden fernab der städtischen Öffentlichkeit liegen, sind es vor allem die Konsumgewohnheiten von Städter*innen, an welchen Amazon sich orientiert. Mit drastischen Effizienzsteigerungen mithilfe von Algorithmen, sollen diese auf ein immer höheres Bequemlichkeitsniveau gehoben werden. Damit schreibt sich Amazon in die Arbeits- und Konsumrhythmen der gentrifizierten Stadt ein: trotz abnehmender Freizeit aufgrund von steigenden Mieten und Lebenserhaltungskosten soll der Konsum mit immer billigeren Waren aus dem Internet und immer schnelleren Lieferzeiten direkt an die Haustür möglich bleiben. Der Preis, den die Städter*innen dafür zahlen, ist aber ihre indirekte Mitarbeit an der Erosion des lokalen Kleinhandels in ihren Kiezen, sowie an der forcierten Ausbeutung der Amazon-Arbeiter*innen im Umland.
Macht ein Konsumstreik Sinn?
Die online-Veranstaltung Boycott Amazon?! fragt nach einem Konsumstreik als Mittel des Drucks auf Amazon. Kann die Abhängigkeit von der Onlineplattform durch einen Boykott umgewendet, und als Abhängigkeit des Konzerns von seinen Nutzer*innen gegen ihn ausgespielt werden? Und ist ein Boykott überhaupt eine Aktionsform, die Solidarität mit den Amazon-Arbeiter*innen in den Peripherien der Städte ausdrückt?
In der Diskussion wird sich das Ja- und das Nein-Lager innerhalb von Berlin vs. Amazon gegenüberstehen. Angereichert wird die Debatte mit Stellungnahmen von Angestellten bei Amazon, Nachbarschaftsaktivist*innen sowie Aktivist*innen gegen Amazon aus anderen Städten.
Die Veranstaltung findet heute, 8. Juni, um 19 Uhr als Videokonferenz des Onlinedienstes Zoom statt. Die Sprache der Veranstaltung ist Englisch.
Link zur Veranstaltung: https://us02web.zoom.us/j/82230399330 Hier geht es zum Facebook-Event: https://www.facebook.com/events/248474289753253/
Einwahl per Telefon:
aus Deutschland: +49 30 5679 5800 oder +49 695 050 2596 oder +49 69 7104 992